„Einfach nur WOW!“ - Die Geschichte der Röhrenverstärker MONACO und LEO

Stefan Trogs Traum, „ein Röhrenverstärker, bei ich man nicht erst überlegen muss, welchen Lautsprecher ich da anschließen kann“, schien noch vor wenigen Jahren in weiter Ferne. „Schöne Röhrenverstärker gab es viele, aber sie verlangten alle nach Lautsprechern mit einem hohen Wirkungsgrad oder lieferten unpräzisen Bass. Ich wollte aber selbst entscheiden, welchen Lautsprecher ich dranhänge und es sollte auch mal richtig laut sein dürfen“.
Trog, der in der Galvanik zu Hause ist und bereits Verstärkerfrontplatten für anspruchsvolle Kunden wie Burmester oder AVM anfertigte, definierte das Anforderungsprofil: „Röhrenklang mit Leistung satt, aus dem Sessel bedienbar, außergewöhnliches Design.“

Für die Konstruktion tat er sich mit einer Entwicklerlegende aus Welt der Halbleiter zusammen: Günther Mania einem der Gründer von AVM. Der Grund: Auch Mania war zu diesem Zeitpunkt bereits heiß auf die Röhre und hatte schon erste Erfahrungen bei der Entwicklung von Röhrenstufen für AVM gesammelt. Ihn erstaunte, allen Messergebnissen zum Trotz, der überragende Klang von Röhrenverstärkern.
Die Offenbarung überkam ihn während eines gemeinsamen Abends mit Roland Gauder zu Hause bei Stefan Trog. Trog: „Bei einem Blindtest zwischen einem Röhrenprototypen und einem aktuellen Transistorvollverstärker gab Günter Mania schließlich der Röhre den Vorzug, weil diese deutlich musikalischer klang.“ Der Diplom-Ingenieur, zog sich daraufhin nachdenklich zurück, um Pläne zu schmieden, Ideen auszuarbeiten und Schaltungsdesigns zu erproben.

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Den Röhrenklang so lassen, wie er ist, aber
dem Verstärker mehr Dynamik verschaffen.
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Sein Ziel: Den Röhrenklang unangetastet lassen, aber dem Verstärker mehr Dynamik verschaffen. Zudem sollte die Neukonstruktion den gleichen Bedienkomfort aufweisen, über den auch moderne Transistorverstärker verfügen. Heraus kam ein mit vier Endstufenröhren vom Typ E130L befeuerter Vollverstärker, unterstützt von vier ECC82-Röhren, der kräftige 100 Watt leistet und den Lautsprecher vom Tiefbass bis in den höchsten Hochtonbereich souverän unter Kontrolle hat.

Da Günther Mania nicht nur Hardware entwickelt, sondern auch die Software seiner Geräte selbst schreibt, wurden einige unbequem einzustellende Trimmpotis durch zuverlässige Mikroprozessortechnik ersetzt: Die Röhrenvorspannung wird jedes Mal beim Einschalten des MONACO automatisch eingestellt, jeder Eingang lässt sich individuell einpegeln, auch eine Festpegelfunktion für Heimkinoanwendungen ist an Bord. eine Fernbedienung komplettiert die Ausstattung. - Vorsatz Komfort schon mal erfüllt.

Vor allem schaffte Mania das bisher nicht für möglich Gehaltene: Er modifizierte und optimierte die bereits bekannte Push-Pull-A/B-Schaltung zur Leistungssteigerung von Röhren derart, dass bisher stets unvermeidliche Übernahmeverzerrungen hier drastisch minimiert werden. Die Geburtsstunde des MONACO. Eine Trutzburg aus poliertem Aluminium, die ihre Leistungsfähigkeit selbstbewusst zeigt.
Schon der erste Test in der Zeitschrift AUDIO im Jahr 2013 schlägt hohe Wellen, die Fachredakteure sind begeistert. „Eigentlich wollte ich damals noch gar keinen Test“, gesteht Stefan Trog. „Ich wollte noch weiter optimieren, doch dann schlug der MONACO ein, wie eine Bombe.“
Testurteil: „Überragend“. Zitat: „Im Falle des MONACO gratuliert AUDIO nicht nur zu einem fantastischen Verstärker, sondern zu einem technischen Novum. Mit seiner innovativen Schaltung und einer Fülle von Details weist er den Weg zu noch besseren Röhrenverstärkern“ (Autor Hannes Maier in AUDIO 7/13).

Kein Grund, für Mania sich zurückzulehnen. Dem MONACO sollte noch ein kleinerer Bruder in Single-Ended-Technik hinzugesellt werden, der LEO.

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„Der Klang war zum Ausflippen“
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O-Ton Stefan Trog: „Der erste Prototyp des LEO war noch auf ein Holzbrett montiert, aber das war nebensächlich, denn der Klang ist das Entscheidende und der war schon beim ersten Prototyp zum Ausflippen!“
Stefan Trog, Günther Mania und der Western Electric CEO, Charles Whitener, saßen für den ersten Test in den Hörräumen der „3. Dimension“. Trog hatte Whitener einst auf einer Messe kennengelernt und ihn in das Projekt einbezogen. Von Whitener kam schließlich die Idee, die 300B-Röhre für den LEO zu verwenden. Western Electric stellt diese „Power-Triode“ bereits seit 1938 her, seit Ende 2018 wird sie wegen der unverändert hohen Nachfrage neu aufgelegt. Damals wurde sie für die Soundwiedergabe in Lichtspielhäusern eingesetzt. Bei diesen war die 300B-Röhre wegen ihrer Langlebigkeit besonders begehrt.

Stefan Trog: „Wir klemmten noch einen Trafo an, montierten diesen auf das Holzbrett und der erste Testlauf konnte beginnen.“

Dem LEO wurde bei seiner Bewährungsprobe nichts geschenkt, denn er musste es gleich mit der Gauder RC7 aufnehmen. Ein Lautsprecher, der vorzugsweise mit ausgesprochen potenten Verstärkerpartnern spielt, denn der Wirkungsgrad ist nicht optimal. Ob da der kleine LEO mithalten könnte? Das Ergebnis, laut Stefan Trog „Einfach nur WOW!“ Die scheinbar winzigen 20 ‚Röhrenwatt‘ sind zwei bis dreimal stärker, als Transistorwatt“.

Normalerweise leistet die 300B im SE-Betrieb gerade mal ungefähr sieben Watt, Günther Mania der inzwischen auch für den amerikanischen Röhrenhersteller Western Electric entwickelt, hat sie dank seiner patentierten Schaltung für den LEO kurzerhand nahezu verdreifacht.

Sein Geheimnis: Ein negativer Widerstand im Anodenkreis unterstützt die Röhren bei ihrer Arbeit, ohne am wunderbar musikalischen Single-Ended-Klang der 300B etwas zu verändern.

 

Das meint Roland Kraft in stereoplay 11/18 zum LEO:

„Mit dem Leo erschließt sich der 300B erstmals eine andere Lautsprecherwelt, ohne die Klangeigenschaften der Kulttriode einzubüßen. Der faszinierend gut klingende Vollverstärker beeindruckt zudem mit hochmoderner Ausstattung und schonendem Röhren-Management.“

„Einen besseren und – wenig verwunderlich – kräftigeren Single-Ended-300B-Amp haben wir bisher noch nie gehört… Zudem bietet der Leo alle Features eines zeitgemäßen Vollverstärkers und ist auch

noch bildhübsch. Großes Kompliment!“

 

Neben der raffinierten Endstufenschaltung (die übrigens in der im Downloadbereich herunterladbaren Betriebsanleitung des LEO näher beschrieben ist) hat Günther Mania dem LEO noch einiges mitgegeben, was das Musik hören mit diesem Verstärker zu einem entspannten Vergnügen macht:

Der LEO besitzt sowohl symmetrische (XLR), als auch unsymmetrische (Cinch) Anschlüsse, er enthält zudem einen sehr guten MM/MC-Phonoverstärker und einen modernen Bluetooth-Empfänger zum Streamen von Musik. Eine Infrarot-Fernbedienung und viele Einstellmöglichkeiten komplettieren die Ausstattung.

item4Gründer und Inhaber von Westend Audio Systems, Stefan Trog, vor seinem Werk, dem 100 Watt Röhren-Amp MONACO (Foto: Raphael Vogt)

item7Manufaktur: Der MONACO wird im Münchner Stadtteil Westend handgefertigt

item12Manufaktur: Einbau eines verchromten Röhren-Schutzkäfigs MONACO